Unter Anwesenheit der Projektbeteiligten und Förderer öffnete sich auf Knopfdruck die erste Tür des Wagens, was durch das Läuten der Warnglocke begleitet wurde.
Somit steht der Wagen künftig für Besichtigungen und Veranstaltungen zur Verfügung und wird so zu einem lebendigen Stück Stadtgeschichte. Auch kann man sich hier ab August 2025 standesamtlich trauen lassen. Ebenso sind Tagungen, Produktpräsentationen sowie private und Firmenfeiern hier möglich. Das Catering und das Backoffice für Buchungsanfragen übernimmt der Mönchengladbacher Caterer noi! Event & Catering. Ab Sommer sind auch „Öffentlichkeitstage“ an und in der Bahn geplant, an denen interessierte Besucher sich das Fahrzeug aus der Nähe ansehen können. Die Termine hierfür gibt der Verein auf seiner Website www.Tw26.de noch bekannt.
Am 19. April 1957 begann mit seiner Indienststellung die lange Reise des Triebwagen 26. Er war der erste moderne Großraum-Triebwagen, der an die damaligen Stadtwerke Mönchengladbach ausgeliefert wurde und damit Zeichen für Fortschritt und Modernisierung setzte. Über Aachen, Mainz und dann wieder Aachen fand er 2014 auf private Initiative und Vorleistung des Straßenbahn-Historikers Axel Ladleif zurück nach Mönchengladbach, der nach Gründung eines Vereins und mit Hilfe einiger Unterstützer sowie des Förderprogramms „Verkehrshistorische Kulturgüter“ des Landes NRW die Ostmecklenburgische Bahnwerke GmbH (OMB) mit der Restaurierung des Wagens beauftragen konnte.
Viele Herausforderungen gab es bei diesem Projekt zu meistern. Der Gesamtzustand der Karosserie erwies sich bei den fortschreitenden Arbeiten in Teilen als doch wesentlich schlechter als vorher eingeschätzt, so dass das beim anfangs kalkulierten Budget nachgesteuert werden musste. Nur durch die großzügige Unterstützung der OMB, des Mönchengladbacher Event-Caterers noi! und der Bereitstellung weiterer finanzieller Mittel in Form privater Darlehen an den Verein konnte das Projekt letztlich erfolgreich abgeschlossen werden. Im November 2023 ging der bis auf wenige letzte Arbeiten fertiggestellte Wagen per Tieflader auf die Reise von Neustrelitz nach Mönchengladbach. In Mönchengladbach konkretisierten sich seit 2020 die Gedanken zum finalen Aus- und Aufstellungsort. Nach Gesprächen mit der NEW, der Nachfolgegesellschaft der Stadtwerke Mönchengladbach, beschloss der Verein, den Wagen in das Konzept für die Neugestaltung des Geländes der Hauptverwaltung der NEW an der Odenkirchener Straße in Mönchengladbach-Rheydt, einzubringen. Das Areal, auf dem früher ein Straßenbahndepot stand, wurde liebevoll umgestaltet, für den Triebwagen entstand ein haltestellenähnlicher Platz, umgeben von einer weitläufigen Terrasse. Überdacht wird dieser Bereich von einem Teil der ehemaligen Dachkonstruktion des Busbahnhofs auf dem Europaplatz vor dem Mönchengladbacher Hauptbahnhof. Damit konnte ein weiteres Stück Stadt- und Verkehrsgeschichte einer nachhaltigen Weiternutzung zugeführt werden. Abgestellt ist der Wagen auf Schienen der Straßenbahn Krefeld.
Der Verein bittet um Spenden auf das Konto bei der Stadtsparkasse Mönchengladbach: IBAN: DE41 3105 0000 0004 7422 84
Informationen zur Geschichte der Straßenbahn in Mönchengladbach und zu Triebwagen 26
Mönchengladbach war bis in die 1950er-Jahre der westliche Außenposten im Netz der rheinisch-westfälischen Straßenbahnen – das damals größte europäische Schienen-Nahverkehrssystem, das von Bonn bis Dinslaken und von Waldniel bis Unna untereinander Verbindung hatte. Dem verkehrspolitischen Zeitgeist folgend verabschiedete sich Mönchengladbach – so wie andere Städte – in den 1960er-Jahren vorzeitig vom schienengebundenen Nahverkehr.
Am 15. März 1969 schickte die Stadt ihre Straßenbahn, die 72 Jahre lang das Rückgrat des öffentlichen Personennahverkehrs in Gladbach und Rheydt war, in den Ruhestand. Das einst ausgedehnte Schienennetz reichte von Süchteln und Dülken im Norden bis nach Wickrath im Süden, sogar eine Städteverbindung nach Krefeld über Schiefbahn existierte. Noch Mitte der 1950er-Jahre beschlossen die damaligen Stadtwerke, moderne Großraum- und Gelenktriebwagen anzuschaffen, um den Wagenpark grundlegend zu modernisieren. Als erstes Fahrzeug dieser neuen Generation, die vom Düsseldorfer Hersteller Düwag entwickelt worden war, wurde der vierachsige Triebwagen 26 im April 1957 ausgeliefert. Ihm folgten fünf baugleiche Fahrzeuge.
Als Mitte der 1960er-Jahre absehbar war, dass die Straßenbahn in Mönchengladbach und Rheydt trotz aller Modernisierungsmaßnahmen keine Zukunft mehr haben würde, machte man sich auf die Suche nach Käufern für die noch jungen Fahrzeuge. Fündig wurde man u.a. in Aachen, wohin Triebwagen 26 im Oktober 1968 überführt wurde. Doch die Einsatzzeit in Aachen währte nicht lange. Auch dort standen alsbald die Zeichen auf Stilllegung. Der letzten „Elektrischen“ wurde 1973 der Strom abgeschaltet.
Da die Düwag-Fahrzeuge überaus robust konstruiert und zuverlässig im Betrieb waren, fanden sich abermals Käufer für einige Exemplare. Triebwagen 26, in Aachen mit der Betriebsnummer 1016 versehen, blieb mit seinem Verkauf an die Mainzer Straßenbahn, wo er die Nummer 210 erhielt, dem Rheinland im weitesten Sinne erhalten. Erst 1988, 31 Jahre nach Indienststellung, wurde das Fahrzeug nicht mehr im Linienverkehr eingesetzt. Zunächst verblieb der Wagen im Bestand der Mainzer Straßenbahn, bevor der Verkehrsbetrieb in Aachen sich seiner schienengebundenen Vergangenheit besann und diesem auch dort wichtigen Kapitel der Nahverkehrsgeschichte ein Denkmal setzen wollte. Man erinnerte sich an Tw 26 bzw. 210 bzw. 1016 und so fand er 1993 seinen Weg zurück in die Kaiserstadt. Dort wurde er äußerlich im roten „Aachener Look“ restauriert und auf dem Busbetriebshof ausgestellt. 20 Jahre war er dort ein wahrer „Hingucker“ und wirkte dank der guten Pflege immer stets „wie aus dem Ei gepellt“.
2014 sollte der Betriebshof in Aachen umgestaltet werden. Dabei ergab sich leider keine Möglichkeit, einen neuen Stellplatz für das Fahrzeug zu integrieren. Durch einen glücklichen Zufall erfuhr der Wahl-Mönchengladbacher Axel Ladleif von den leider trüben Zukunftsaussichten für den Wagen. So entstand die Idee, dieses Stück Mönchengladbacher Stadt- und Verkehrsgeschichte wieder in die Heimatstadt zurückzuholen. Nach einigen Wochen der Vorplanung war es im September 2014 soweit. Per Tieflader ging Triebwagen 26 auf die Reise von Aachen nach Mönchengladbach, 46 Jahre nachdem er den Weg in umgekehrte Richtung angetreten hatte. Er stand zunächst wettergeschützt in einer Halle auf dem REME-Gelände. Dort wurde er allerdings 2017 durch Vandalismus schwer beschädigt. Eine sichere Unterstellung erfolgte dann in einer Halle im Monforts Quartier, von wo aus er 2018 zu den Ostmecklenburgischen Bahnwerken (OMB) in Neustrelitz transportiert wurde, um dort restauriert zu werden. Der Rücktransport nach Mönchengladbach erfolgte im November 2023. An seinem finalen Standort begannen dann die Arbeiten an der Dachkonstruktion, die Ende 2024 abgeschlossen werden konnten.
Alle Interessenten sind herzlich eingeladen, das Projekt zu unterstützen. Über Aktivitäten kann man sich im Internet auf der Seite www.Tw26.de oder bei facebook und instagram (Triebwagen 26) informieren.
Kurzportrait: Axel Ladleif
Der selbstständige Grafiker Axel Ladleif, Jahrgang 1972, ist gebürtiger Wuppertaler und entdeckte bereits in jungen Jahren seine Leidenschaft für die Straßenbahn, die dort bis 1987 als Teil des öffentlichen Personennahverkehrs existierte. 1986 trat er dem Verein „Bergische Museumsbahnen e.V.“ (BMB) in Wuppertal bei, der eine umfangreiche Sammlung alter Triebwagen und eine eigene, drei Kilometer lange Strecke unterhält und betreibt. Im Rahmen der ehrenamtlichen Arbeit für die BMB erfolgte auch die Ausbildung zum Straßenbahnfahrer, die 1997 bei der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG (BOGESTRA), erfolgte. Seit 2011 ist er Vorsitzender der „Verkehrshistorischen Arbeitsgemeinschaft BOGESTRA e.V.“, die ihre fünf historischen BOGESTRA-Straßenbahnfahrzeuge für Stadtrundfahrten, private Sonderfahrten und „nostalgischen Linienverkehr“ in Bochum und Gelsenkirchen einsetzt. In seiner Freizeit ist er sowohl mit den Museumsfahrzeugen aber auch mit „normalen“ Linienfahrzeugen im Fahrdienst unterwegs. Seit 2008 lebt und arbeitet Axel Ladleif zusammen mit seinem Mann Thorsten Neumann in Mönchengladbach und betreut mit seiner Werbeagentur von dort aus unter anderem das Eisenbahnmuseum Bochum. Er ist gleichzeitig Geschäftsführer des Verlags DGEG Medien und Prokurist im Familienunternehmen noi! Event & Catering.