Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht die Preisverleihung an zwei couragierte Frauen, die 2024 den Preis der Jülicher Gesellschaft für Zivilcourage, Solidarität und Toleranz erhalten. Zum einen geht der Preis an Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, die ehrenamtliche NRW-Antisemitismusbeauftragte, für die überzeugende Ausübung ihres Amtes. Laudator ist der frühere NRW-Ministerpräsident Armin Laschet. Zum anderen erhält den Preis Friedrike Görtz, die als Kind mit ihrer Mutter im dem Judenhaus des Kreises Jülich in der Villa Buth (Jülich) untergebracht war und von engagierten Menschen aus Mönchengladbach gerettet wurde. Sie ist die einzige Person, die befreit wurde. Ihr Laudator ist Timo Ohrndorf, der 2018 die Villa Buth wieder zu einem Thema machte.
Als die Jülicher Gesellschaft im Frühjahr 2023 beschloss, Frau Leutheusser-Schnarrenberger und Frau Friederike Görtz mit dem Preis der Jülicher Gesellschaft gegen das Vergessen und für die Toleranz e. V. 2024 zu ehren, war nicht vorauszusehen, wie aktuell diese Auszeichnungen im Januar 2024 sein würde. Sie habe – so erklärt die Jülicher Gesellschaft - nur gespürt, dass der Antisemitismus in Deutschland wieder offen auftritt und sich sogar in Attacken und Anschläge wie z. B. auf die Synagoge in Halle 2019 manifestiert.
Der 7. Oktober 2023 habe dem Thema der Gesellschaft eine Aktualität und Brisanz verliehen, die nicht zu überbieten ist. Der Terrorüberfall der verbrecherischen Hamas auf Menschen in Israel ist durch nichts zu rechtfertigen, erklärt Heinz Spelthahn, der Vorsitzende der Jülicher Gesellschaft. Seit dem Pogrom von Kielce 1946 – ein Jahr nach dem Sturz der Nazis – habe es weltweit keinen größeren Pogrom gegeben. Noch erschreckender war der weltweit ausbrechende Hass auf Juden, der zeigt, dass es in der großen Teilen der islamischen Welt nicht nur um Israel geht, sondern um die weltweite Etablierung einer islamischen Staatsreligion mit dem Zweck der Machterhaltung und der Unterdrückung, erklärt Spelthahn weiter.
Das ist die Zeitenwende, erklärt Heinz Spelthahn: „Unsere Sicht der Welt war hoffnungslos falsch: Wandel durch Handel funktioniert nur unter Demokratien.“ Weltweit würden Juden gehasst. Weltweit seien Demokratien von außen und von innen bedroht.
Autoritäre Regime seien auf dem Vormarsch. Der „Westen“, dessen Symboldaten 1776 und 1789 sind, müsse erkennen, dass der weltweite ungesteuerte Globalismus uns nur anfälliger und wehrloser gemacht habe.
Die Demokratie sei in Gefahr von außen und innen. Autoritäre Bewegungen haben weltweit Zulauf. Trump will Diktator werden für einen Tag, der neue argentinische Präsident für ein Jahr.
In Indien werde Hitler verehrt, in Italien ist Mussolini längst nicht mehr geächtet. Russland überfalle mutwillig ein Nachbarland, China spiele mit Taiwan, Iran und Nordkorea dächten nicht daran, sich zu arrangieren.
Spelthahn betont ausdrücklich, dass er nicht die Millionen von friedliebenden, demokratisch gesinnten Muslimen hier in Deutschland und in aller Welt meine. „Ich meine nur die Diktatoren, die den Islam zur Unterdrückung missbrauchen, indem sie ihn zur Staatsreligion und Instrument der Machterhaltung machten.“
Deshalb will die Jülicher Gesellschaft ein Zeichen setzen: „Nie wieder! Ist jetzt!“ und „Demokratie braucht wachsame und couragierte Demokraten“. „Weimar“ ist gescheitert, weil es zu wenige Republikaner (nach dem Kaiserreich) gegeben habe.
Hinweis: Auf dem ganzen Gelände der Zitadelle herrscht Rauchverbot. Die Toilette ist über das Turmzimmer trockenen Hauptes und Fußes zu erreichen. Personen mit Corona-Masken sind willkommen.
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