Tweed, Shortbread und Haggis

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Forto: Thordis

„Stürmische See in seichten Gewässern“

Eine Kolumne von Thordis (38)

Trotz des hell erleuchteten Weihnachtsbaumes, war es in der hintersten Ecke des Zimmers immer noch recht dunkel und Glen kniff seine Augen zusammen, um besser sehen zu können. Von dort hinten war das komische Geräusch gekommen, dass er gehört hatte. Sonderbar, jetzt war alles still! Nachdem sich sein Sehorgan an das schummerige Licht im Kaminzimmer gewöhnt hatte, versuchte er krampfhaft zu erkennen, wer sich zu so früher Stunde im Raum aufhielt. Peggy war Mucksmäuschen still und kuschelte sich ängstlich an Glen´s Brust. „Ist schon gut meine Süße, Daddy beschützt seine kleine Prinzessin. Ist sicherlich nur der Weihnachtsmann, der noch nicht alle Geschenke versteckt hat. Wer sollte es auch sonst sein?“ Plötzlich glaubte Glen einen blonden Schopf zu erkennen, der hinter dem Ledersofa langsam zum Vorschein kam. Wenige Sekunden später stieg eine weitere Haarpracht empor, die allerdings feuerrot leuchtete und Glen an jemanden erinnerte. Dann fiel es ihm ein! Sie glich auffällig genau der gelockten Mähne seiner kleinen Schwester, denn diese war wirklich unverkennbar. Schnell knipste der Gutsbesitzer den großen Kronleuchter unter der Decke an und sah mit großen Augen, wer sich tatsächlich hinter dem Kaminsofa versteckt hielt. „Ellen….Patrick? Was macht ihr denn schon so früh hier unten? Und wieso liegt ihr hinter dem Sofa?“ Glen raufte sich die Haare und begriff erst allmählich was sich hier abspielte. „Oh…oh…Mensch Leute! Sorry….! Ich weiß nicht was ich sagen soll, aber ich bin schon weg. Lasst euch durch mich nicht stören. Und selbstverständlich habe ich nichts gesehen. Meine Lippen sind versiegelt.“ Glen wollte auf dem Absatz kehrt machen, wurde aber von Patrick an der Schulter gepackt und zurück gehalten. „Alter Junge, rede doch keinen Unsinn und bleibe gefälligst da. Es ist ganz und gar nicht so, wie es aussieht. Wir haben nur die Päckchen unter den Baum gelegt und dabei ist eine Kugel kaputt gegangen. Das tut mir schrecklich leid, aber die ersetzte ich euch natürlich. Ich hoffe es war keine wertvolle.“ Der Schafhirte blickte seinen Kumpel mit einem aufgesetzten Hundeblick an. „Wir wollten es der Familie heute eh nach dem Abendessen sagen, doch jetzt bist du uns zuvor gekommen. Überraschung!“ Ellen kam nun ganz aus ihrem Versteck gekrochen und strich sich nervös durch die Locken. „Fröhliche Weihnachten Glen! Und guten Morgen mein süßer Fratz. Du bist ja auch schon wach.“ Peggy quietschte vergnügt auf, als sie ihre Tante erblickte und streckte ihr Ärmchen nach ihr aus. Ellen nahm ihre Nichte in Empfang und ging mit ihr zum geschmückten Weihnachtsbaum. „Was wolltet ihr uns nach dem Abendessen sagen? Ich steh ein bisschen auf der Leitung und kapiere gar nichts. Ist wohl doch noch ein bisschen zu früh für mich oder ich bin für sowas doch schon zu alt.“ Glen setzte sich in einen der Ledersessel und Patrick tat es ihm gleich. „Ellen und ich sind wieder ein Paar.“ Diesmal grinste Patrick bis über beide Ohren und nickte heftig mit dem Kopf. „Ja, du hast richtig gehört. Aber dieses Mal ist es für immer und ewig. Du weißt doch, ich habe nie aufgehört deine Schwester zu lieben. Wenn wir zusammen sind, ist es wie Magie.“ Der Schafhirte warf seiner Liebsten einen schmachtenden Blick zu und seufzte leise. „Ach, ist sie nicht wunderschön anzusehen? Mit Peggy auf dem Arm sieht sie so glücklich und zufrieden aus. Diesen Anblick gebe ich nie wieder her. Ich habe all die Jahre so sehr gehofft, dass ich nochmal eine Chance bei ihr bekomme. Und siehe da, meine Gebete wurden, dank eurer Einladung zum Weihnachtsmarkt, tatsächlich erhört.“ Glen stand immer noch ein bisschen auf der Leitung und blickte seinen Kumpel sprachlos an. Dann tauchte Alice mit einem Tablett Kakaotassen im Türrahmen auf und summte ein weihnachtliches Lied. „Fröhliche Weihnachten alle miteinander!“

Alice war natürlich in die Gefühlswelt ihrer Schwester eingeweiht gewesen und wusste nur zu gut, dass die alte Liebe zwischen Ellen und Patrick wieder aufgeflammt war. Sie schmunzelte über Glen´s Naivität, der die Plänkeleien zwischen den Beiden nur für eine alte Freundschaft gehalten hatte. Doch er freute sich für das Paar und wünschte ihnen alles Gute für die Zukunft. Als das Weihnachtsessen am späten Abend vorüber war und die Bäuche mit Truthahn und Christmas Pudding gefüllt waren, stieß Patrick mit seinem Messer vorsichtig an sein Weinglas. „Liebe Anwesenden!“ Der Schafhirte erhob sich und blickte in die kleine Runde. An dem langen, festlich geschmückten Tisch im Esszimmer saßen all die Leute, die er schon vor sehr langer Zeit liebgewonnen hatte. Und er freute sich auch über die neuen Familienmitglieder der Livingstone, die ihm sofort ans Herz gewachsen waren. „Ich möchte mich bei euch bedanken, dass ich dieses, für mich sehr besondere Weihnachtsfest mit euch allen zusammen feiern darf. Ganz besonders freue ich mich darüber, dass ich von Ian und seiner bezaubernden Fiona, nach all den Jahren der Funkstille, so herzlich empfangen wurde. Alice und Glen danke ich natürlich für ihre wunderbare Gastfreundschaft und auch das Wiedersehen mit Betty war sehr interessant und aufschlussreich für mich.“ Patrick machte eine kurze Pause, denn alle mussten herzhaft lachen. „Aber am meisten hat mich das Wiedersehen mit Ellen gefreut. Denn sie ist die Liebe meines Lebens und wird es für den Rest meines Lebens bleiben.“ Pat drehte sich zu seiner Liebsten und zog ohne zu zögern einen Ring aus seiner Hosentasche. Alice hielt den Atem an und griff instinktiv nach Glen´s Hand. Fiona schniefte in ihr Taschentuch und Ian bekam den Mund vor Staunen nicht mehr zu. Dann stellte Patrick die Fragen aller Fragen.



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