Eine kleine historische Geschichte aus unserem Heimatort Odenkirchen zur Reformation

Odenkirchen

Die alte Odenkirchener Kirche | Repros: Heinz Willi Kleinen

Erzählt von Heinz Willi Kleinen

Das 16. Jahrhundert mit seinen religiösen Wirren und Glaubenskämpfen brachte auch in unsere Gegend böse Zeiten mit sich. Besonders betroffen war der Ort Odenkirchen an der Niers. 1532, etwa 15 Jahre nach Luthers Thesenanschlag in Wittenberg, war die Reformation voll in Odenkirchen angekommen und das war für die Katholiken Wasser auf die Mühle, denn es herrschte eine verbreitete Unzufriedenheit mit der katholischen Kirche. Die da waren: Ablasshandel (wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt), Bibelfeindlichkeit, Aberglaube und unchristlicher Lebenswandel vieler Priester.

Die Odenkirchener Burggrafen bekannten sich schon früh zum Protestantismus und so gab es auch kaum Probleme als 1532 fast alle Katholiken Odenkirchens mit zwei Geistlichen zum neuen Glauben übertraten. Eigentlich wollten sie keine neue Kirche gründen, sondern nur die bestehende katholische Kirche von Missständen reinigen.

Im Jahre 1564 führte die damalige Burgherrin von Odenkirchen, Odilia von Flodrop, die Reformation durch, was dem Erzbischof von Köln gar nicht gefiel. Mehrmals wurde Odilia in Burg Linn gefangen gehalten. Da sie aber unbelehrbar war, setzte er sie ab und belehnte 1585 ihren Sohn Florenz Hattard mit der Herrschaft Odenkirchens. Doch der war aus demselben Holz geschnitzt wie seine Mutter. Er versprach zwar demselben Erzbischof alles wieder rückgängig zu machen, aber späterhin hielt er sein Versprechen nicht. Er ging vielmehr so weit, dass er einem protestantischen Prediger die kirchlichen Gebäude und das Pfarrhaus
auslieferte (es gab ein Abkommen aus dem 13. Jahrhundert - demnach wurde der Pfarrer vom Domstift ernannt, wobei jedoch der Burggraf das Vorschlagsrecht besaß).

Hierauf entbrannte zwischen den Anhängern des alten Bekenntnisses und denen der neuen Lehre ein erbitterter Kampf um den Besitz der Kirche und ihrer Liegenschaften. So kam es, dass das wichtigste „Objekt“ - die alte Kirche - unfreiwillig den Glauben wechseln musste. Die Katholiken konnten damals in Odenkirchen mangels Kirche fast 100 Jahre keine Messe mehr feiern und wichen auf umliegende Kirchen aus.

Die Entstehung dieser (alten) Kirche reichte bis ins 10. Jahrhundert zurück. Es war ein aus Tuffstein ausgeführter, dreischiffiger Bau, der mit dem Chor nach Osten lag, so dass der Turmeingang von der heute noch stehenden alten Linde beschattet wurde.

Fast zwei Jahrhunderte dauerten diese Streitigkeiten zwischen Katholiken und Lutherischen und manchmal gingen die Wogen der menschlichen Leidenschaften recht hoch, besonders wenn die alte Kirche wieder mal den Glauben wechseln musste. Dann wurde das ganze „andersgläubige“ Inventar rigoros entfernt.

Im Jahre 1627 kam die Kirche wieder in den Besitz der Katholiken. Auf Befehl des Kölner Kurfürsten wurde mit Soldaten der Kaiserswerther Garnison und Beihilfe Odenkirchener Katholiken die Burg erstürmt und die Kirche mit Gewalt zurückerobert. Erst im Jahre 1754 kam es zu einem Vergleich, nachdem sogar Friedrich der Große sich zugunsten seiner Glaubensgenossen in die Händel eingemischt hatte. Die Katholiken konnten ihre alte Kirche, die inzwischen grässlich zugerichtet war, behalten und die Evangelischen durften eine neue bauen. Sie wurde 1757 fertig und war im 18. Jahrhundert die räumlich größte reformierte Kirche am linken Niederrhein.  

Da die Gemeinde der Katholiken immer größer wurde und die Reparaturen der kleinen Kirche immer aufwändiger wurden, wurde eine neue größere Laurentius Kirche neben der alten Kirche gebaut. Einweihung: 1891. Die alte Kirche blieb noch 3 Jahre neben der neuen Kirche und wurde 1894 abgerissen.

Ich erinnere mich noch als ich Kind war (Jahrgang 1939) gab es hier und da Immer noch Knebbeleien zwischen den Konfessionen, besonders an deren Feiertagen. So hatte meine Oma, Anfang der 60er Jahre, eine panische Angst, ich würde mal eine „Andersgläubige“ heiraten. Gott sei Dank sind diese Zeiten hier bei uns vorbei und ich genieße es, wenn auf den Wochenmärkten, auf dem Martin-Luther-Platz vor der Evangelischen Kirche - wie der Rheinländer sagt „alles Friede, Freude, Eierkuchen“ ist.

Quellen: Rixen, Archiv Heimatverein, Unsere Heimat M.Gladbach 1926



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