Unsere Plattdeutsch-Ecke

Odenkirchen

Foto: Werner Erkens

Der Andere fragt: Was ist Hochdeutsch mit Knubbeln oder Streifen?

Im 19. Jahrhundert hatte das Plattdeutsche, der rheinische Dialekt, für die Menschen im Rheinland eine überragende Bedeutung. Sie waren zumeist mangels Schulbildung im Umgang miteinander auf die Umgangssprache angewiesen, da sie über keine anderen Sprachkenntnisse verfügten. Viele konnten weder lesen noch schreiben und hatten keine Möglichkeit, das Hochdeutsche zu lernen. Zwangsläufig wurde diese Bevölkerungsgruppe in der sozialen Rangordnung tiefer eingestuft. Erst zur 2. Jahrhunderthälfte hin ermöglichte die preußische Regierung den Kindern verstärkt einen Schulbesuch.

Wir können uns leicht vorstellen: Wenn ein Kind, dessen sprachliche Kenntnisse auf den Dialekt beschränkt waren, in die Schule kam, musste es Hochdeutsch wie eine Fremdsprache neu lernen, da sich im Rheinland Hochdeutsch und Dialekt in Wörtern und Formen gravierend unterscheiden.

Die Menschen im Rheinland bemühten sich, Hochdeutsch zu sprechen. Oft reichten dazu die in der Schule erworbenen Grundlagen nicht aus. Es kam dann zu einer Sprache, die als Hochdeutsch mit Knubbeln oder – wie es in unserem Raum hieß – mit Häggelatze (Heckenlatten) bezeichnet wurde.

Für jemanden, der Hochdeutsch beherrschte, musste die Sprechweise etwas ulkig geklungen haben. Georg Cornelissen zitiert in der Broschüre  „Rheinisches Deutsch“ einige Beispiele: Ein Kohlehändler im 19. Jahrhundert: Herr Gevatter, es is nur Ein` Schwierigkeit; eh mer aber die auf Seit`habe, kann ich mein Einwilligung zu der Heirath nich gebe. Aus einer Bonner Studentenzeitschrift: Enja, mei Döchterche, das wird mer gar zu pfiffig; das kömp, es geht mit dem Bäcker Fuchs seine Kinder, un das sind auch so en Doktore Fauziusse. Mei Stingche das es en Gelehrte, dat Kind weiß alles; auf der Straß faß es die Leut bei de Kleider an, un sag: “Sich emol das Kattung“.

Aus Mönchengladbach ist überliefert: Och, du lecker Jögske! Komm doch e mal bei mich! Du krieß auch ein Stückske Schokolat. Mach dich aber nich drecksig!

So ganz genau können wir die Sprechweise nicht rekonstruieren. Dieses Hochdeutsch mit Knubbeln oder Streifen erfüllte bei weitem nicht die Norm des Hochdeutschen. Es war eher ein schlecht übersetztes Platt.

Im 19. Jahrhundert wurde der Dialektsprecher zu Unterschicht gehörend eingestuft, während eine „Hottvolee“ Platt und Hochdeutsch beherrschte. Die Stigmatisierung des Dialekts setzte sich fort und erfasste auch das Hochdeutsche mit Knubbeln.

Der Andere würde sich freuen, wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser, zur Gestaltung der Plattdeutsch-Ecke Ihre Geschichten, Erlebnisse oder Erfahrungen mitteilen würden. Sie erreichen uns unter E-Mail-Adresse: info@heimatverein-odenkirchen.de oder Tel.: 0178 – 9036347.

Es grüßt Sie herzlich der Heimatverein Odenkirchen



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