Der Mittelspecht ist vermutlich ein Profiteur des Klimawandels. Dürreperioden in den vergangenen Jahren haben unzählige Bäume absterben lassen. Die vom Zersetzungsprozess befallenen Bäume ziehen zahlreiche Insekten an und die wiederum sind nicht nur für den Mittelspecht eine bevorzugte Nahrungsquelle.
Der Mittelspecht ist ein ruheloser Vogel, der in der Gefiederfärbung dem etwas größeren und allgemein recht bekannten Buntspecht ähnelt, aber bei weitem nicht so anpassungsfähig ist wie dieser. Mittelspechte sind auf urwüchsige, naturnahe Laubwälder mit morschen Holzbeständen angewiesen, denn sein Schnabel ist weniger stark ausgeprägt als der von meisten anderen Spechtarten. So hackt er seine Nisthöhlen vor allem in stark angefaulten Stämmen oder Seitenästen. Lautes Hämmern oder Trommeln an Bäumen ist vom ihm fast gar nicht zu hören. Dafür stochert er fast unentwegt vor allem an weichen Hölzern. Mitunter turnt er Meisen-ähnlich in dünnen Zweigen, um dort Nahrung ausfindig zu machen. Er kann seine Zunge bis auf die vierfache Schnabellänge hervorstrecken. Die Zunge ist durch Sekrete der Speicheldrüsen höchst klebrig. Die mit Widerhaken besetzte Zungenspitze ermöglicht ihm, tief im Holz sitzende Insekten oder Larven herauszuholen.
Viele männliche Spechtarten trommeln während der Balzzeit auffällig laut an Bäumen oder sonstigen Gegenständen, um in seinem Revier auf sich aufmerksam zu machen. Statt zu Trommeln, lässt das Männchen des Mittelspechts hingegen ein unverwechselbares klagendes und Greifvogel-ähnliches „quääk, quääk, quääk“ ertönen.
Männchen sind recht eifersüchtig aufeinander. Sie jagen und bekämpfen sich mitunter so heftig, dass sie sich mit ihren Krallen verfangen können, bis sie gemeinsam erschöpft am Baum nebeneinanderhängen und sich nur noch wütend anquäken können (unbekannter Verfasser 1933).
Alle Spechtarten übernehmen in ihren Lebensräumen generell eine wichtige Funktion, indem sie durch ihre geschaffenen Nisthöhlen auch für zahlreiche anderen Vogelarten Nistgelegenheiten und Unterschlupf schaffen.
Steckbrief:
- Größe: Körperlänge ca. 22 cm; Gewicht um 60 g
- Vorkommen: In Laub- und Mischwäldern Mittel- und Südeuropas
- Nahrung: Im Sommer Insekten und im Winter auch Früchte und Samen
- Brut: Höhlenbrüter, der lieber bereits vorhandene Höhlen nutzt, als eigene zu zimmern. 5 bis 6 weiße Eier