Isch hann de Jripp - Fernseh-Doc Esser zum Weltmännertag

Rheydt

Foto: Gertrud Müller

Es gibt sie doch, die Männergrippe. Warum Männer mehr als Frauen darunter leiden, erklärte der prominente Besucher zum Weltmännertag, Doktor Hans-Wilhelm Esser, bekannt aus Funk und Fernsehen als „Doc“ Esser.

Sarah Günther, seit kurzem Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Mönchengladbach, hatte den Arzt ins Ernst-Christoffel-Haus eingeladen. Doc Esser redete dem überwiegend männlichen Publikum in humorvoller, aber doch eindringlicher Weise ins Gewissen, auf die Gesundheit zu achten.

„Ich habe selten Publikum mit so vielen haarigen Gesichtern“, freute sich Doc Esser zur Begrüßung über die überwiegend männlichen Besucher. Er sei echter Arzt, geboren in Korschenbroicher-Pesch, stellte er klar. Zum Beweis seiner Herkunft hielt er eine Stupsflasche der dort ansässigen Brauerei hoch, was den Herren gefiel.

„Die Männergrippe verläuft tatsächlich schwerer als bei Frauen“, verriet der Doc. „Frauen haben zwei X-Chromosomen, daher wehrt das Immunsystem Infekte bei ihnen besser ab.“ Männer hätten dagegen nur eins, dazu ein Y-Chromosom. Es gibt sie also, die von den Damen viel belächelte Männergrippe. „Dafür habe es Frauen schwerer bei Autoimmunerkrankungen als Männer.“ Für Gleichberechtigung hat die Natur also gesorgt.

Dr. Esser kommt nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, er erklärt die Zusammenhänge zwischen Nahrungsmitteln und Erkrankungen. Seine Devise lautet: Umstellung der Lebensweise. „Weder Bier noch Pasta oder Fett sind verboten – aber alles in Maßen genossen.“ Und qualitativ gute Lebensmittel sollen es sein, Bio-Fleisch, Fett bestenfalls mit Omega 3-Stoffen. „Kaffee ist nicht krebserregend, obwohl Teetrinker länger leben, Resveratrol in Rotwein schützt das Herz.“ Das gesundeste Lebensmittel käme vom Metzger um die Ecke aus einem Eimer: Sauerkraut. Sekundäre Pflanzenstoffe in Gemüse sind antientzündlich. Daher sollen Brokkoli, Kohl- und Hülsenfrüchte, Obst, Nüsse oder Eiweiß mit Kartoffeln kombiniert oft auf den Tisch.

„Man möchte es schön und gemütlich haben und 100 Jahre werden“. Doc Esser trifft den Nerv der Zuhörenden. Eine Lösung heißt Sport. Davon profitieren Immunsystem, Muskulatur, Knochen und Gelenke sowie das Herz-Kreislauf-System. „Zweimal eine Stunde Sport in der Woche heißt drei Jahre mehr Lebenszeit.“ Jedoch zeigt Doc Esser auf, wie „Mann“ es nicht machen sollte. „Viele Männer beginnen mit Mitte 40 mit dem Fußballspiel“, berichtet Doc Esser. Für viele ende es in der Notfallambulanz mit einer Achillessehnenruptur. Als weiteren Schlüssel zu einer hohen Lebenserwartung empfiehlt er Nahrungspausen, damit u. a. die Organe regenerieren können. Das Gehirn benötige ebenfalls nicht ständig Nachschub, wie oft behauptet. „Das Gehirn ernährt sich auch eine gewisse Zeit von den Abfallprodukten.“

Sorgen bereiten den Ärzten, so Dr. Esser, dass Männer die Vorsorgeuntersuchungen zu wenig nutzen, auf die sie ab dem 35. Lebensjahr ein Anrecht haben. Die derzeitige durchschnittliche Lebenserwartung liegt derzeit bei 78 bis 79 Jahren, könnte jedoch viel höher sein. Die vielfach diagnostizierten Wohlstandserkrankungen wie z. B. Bluthochdruck oder Diabetes sind vermehrt auf einen schlechten Lebensstil bereits in jungen Jahren zurückzuführen und könnten hier erkannt werden. „Die haben oft Medikamente im Schrank wie meine Oma mit 88“, so der Doc.

So langsam vergeht die Zeit bei diesem kurzweiligen, amüsanten Vortrag mit einem sehr ernsten Hintergrund. „Resilienz bedeutet Widerstandskraft, die seelische Gesundheit. Wichtig ist, dass auch Männer lernen, nein zu sagen“, gibt Doc Esser mit auf den Weg. „Lacht so viel Ihr könnt. Lachen ist ein Blutdrucksenker.“

Oberbürgermeister Heinrichs ließ es sich trotz Klausur im Rathaus nicht nehmen, Dr. Hans-Wilhelm Esser gemeinsam mit Sarah Günther zu verabschieden. Ein Tipp des Arztes freute ihn sichtlich: „Ich bin Teetrinker, lebe also drei Jahre länger.“



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