An der Veranstaltung nahmen etwa 90 Gäste teil, darunter die Bundestagsabgeordnete Kathrin Henneberger (Bündnis 90 / Die Grünen), die Landtagsabgeordneten Lena Zingsheim-Zobel (Bündnis 90/ Die Grünen) und Jochen Klenner (CDU), die Zweite Bürgermeisterin Petra Heinen-Dauber (CDU) sowie die Stadtdirektorin Dörte Schall. Darüber hinaus waren zahlreiche Mitglieder des Rates der Stadt sowie Vertreter/innen der Freien Wohlfahrtspflege, der Verwaltung und der Zivilgesellschaft anwesend.
Das Neujahrsgespräch begann mit einer herzlichen Begrüßung durch Marko Jansen, den Geschäftsführer des Paritätischen Mönchengladbach. Er betonte den Ernst der Lage für zahlreiche Dienste der Freien Wohlfahrtspflege: „Zahlreiche Angebote werden bereits jetzt eingeschränkt. Die Zahl der Insolvenzen in der Pflege ist im letzten Jahr um das Fünffache gestiegen.“ Die Ursache seien Kürzungen im Sozialen. Seit langem sei in allen staatlichen Haushalten zu wenig Geld. Er schloss mit der Frage, ob dies so sein müsse.
Im Anschluss richtete Dörte Schall, Stadtdirektorin von Mönchengladbach, ein Grußwort an die Teilnehmenden. Sie lobte die Arbeit des Paritätischen Mönchengladbach und der Verbände der Freien Wohlfahrtspflege und betonte die Erfolge der Zusammenarbeit, um die Herausforderungen der Zukunft gemeinsam zu bewältigen.
Der Schwerpunkt des Abends war der Vortrag des Ökonomen Maurice Höfgen. Der Experte für Geldtheorie verdeutlichte mit seinem Vortrag, dass es sich bei der Frage nach dem Zusammenhang zwischen Staatsausgaben und Steuereinnahmen um ein klassisches Henne-Ei-Problem handelt. Durch die Ausgabe von Staatsanleihen entsteht neues Geld, das über Staatsausgaben in die Wirtschaft fließt und Wirtschaftswachstum erzeugt. Dies wiederum erzeugt Steuereinnahmen. Die Staatsverschuldung entspricht den Vermögen im Privaten. Der Staat kann grundsätzlich so viel Geld erzeugen, wie er will. Die entscheidende Frage ist, welche Regeln dafür gelten sollten. Die jetzigen Regeln der Schuldenbremse wären zu eindimensional und würden die Wirtschaft drosseln, da der Staat im wirtschaftlichen Abschwung in erster Linie mit Kürzungen reagiere.
Im Anschluss an den Vortrag entwickelte sich ein lebhafter Meinungsaustausch, bei dem verschiedene Standpunkte beleuchtet wurden. Viele Teilnehmende zeigten sich überrascht, dass die Zusammenhänge zwischen Wirtschaftswachstum, Staatverschuldung und Inflation weit komplexer sind, als sie meist dargestellt werden. Die Forderung nach einer Erbschafts- oder Vermögenssteuer wurde ebenfalls aufgeworfen. Maurice Höfgen machte deutlich, dass es sich dabei vorrangig um eine politische Fragestellung handelt, und nicht um eine Notwendigkeit der Staatsfinanzierung.
Das Neujahrsgespräch 2024 des Paritätischen Mönchengladbach bot, wie in den vergangenen Jahren, eine Möglichkeit, wichtige gesellschaftliche Fragen zu beleuchten. Marko Jansen betonte die Notwendigkeit, über Parteigrenzen hinweg tragfähige Lösungen zu finden. „Lassen Sie uns in einen sachlichen Streit um die beste Geldpolitik für unser Land eintreten. Das Gegeneinander spaltet uns.“ Im Anschluss gab es beim traditionellen Suppe-Essen noch Gelegenheit zum geselligen Austausch.
Rheydt