Eine wichtige Lebensader war der Bach für die Stadt. Ehe er sich der Niers überließ, setzte sein Wasser acht Mühlen in Gang. Ein Mühlenbach war der Gladbach. Er versorgte die Bewohner der Stadt und die Mühlen mit Wasser. Der Textilindustrie verhalf er zu hoher Blüte. Die Flieschermühle war Frucht- und Waidmühle. Sie verarbeitete die Färberwaid-Pflanze, die für die Herstellung des blauen Farbstoffs gebraucht wurde. In der Schriefersmühle ließen Bauern Getreide mahlen. Am Abteiberg schlängelte sich der Bach vorbei. Fische aus dem Bach landeten auf den Tellern der Benediktinermönche in der Abtei. Fische durften sie immer verzehren, auch in der Fastenzeit. „Auf dem waldigen Hügel in der Nähe eines Bächleins” hatte Erzbischof Gero Gott und dem Märtyrer Vitus ein Kloster errichten lassen.
Oft rümpften die Bewohner am Bach ihre Nasen wegen der zunehmenden Gerüche des Bachs. Sie wuschen nicht mehr die Wäsche in ihm. Daher hatten die Bleichwiesen eines Tages ausgedient. Die Lauge aus der Färberwaidpflanze nutzte den Tuchfärbern, die Wolle und Leinen in ihr färbten. Aber die blaue Farbe überforderte den Bach. Er starb allmählich dahin und mit ihm seine Schönheit und seine Wohlgerüche. Ihm half nicht das Wasser, das ihm zufloss. Das könnte man trinken, sagten Zeitzeugen. Weil Glaube Berge versetzt, galt es als heilsames Augenwasser. Heilsam für den Bach war es nicht.
Die Mühlräder drehen sich nicht mehr. Die Mühlsteine mahlen nicht mehr. Es klappern keine Mühlen mehr am ehemals rauschenden Bach. Der verlor sein irdisches Gesicht und wurde ein Unterirdischer. Statt Wasser fließen Abwässer. „Fest gemauert in der Erden“ gibt er dem Regenwasser seinen Lauf. Die Erinnerung an den Bach und die Mühlen ist uns dennoch geblieben. Ihren Namen haftet gleichsam Unsterblichkeit an. „Untere Mühle“ an der heutigen Kreuzung Lüpertzenderstraße/Berliner Platz. „Oberste Mühle“ in der Nähe des Geroweihers. „Flieschermühle“ an der Lüpertzenderstraße. „Krallsmühle“ an der Erzbergerstraße. „Rohrmühle“ Ecke Reyerhütterstraße/Rohrstraße. „Gierthmühle“ in Lürrip. „Compesmühle“ und „Engelsmühle“ dort in der Nähe. Mehrere Mühlen gehörten der Abtei, von der sie verpachtet wurden.
„Vergesst nicht die Zeit, in der wir gemahlen haben.“ So erinnern sie uns. Die Schilder und Plätze mit den Mühlen-Namen mahnen aber auch: Geht sorgsam mit dem Wasser um. Es ist Gabe der Natur, Gabe und Aufgabe. Ob es ein Zurück für den Bach gibt? „Fest gemauert in der Erde“ hat er es schwer, wieder zum glänzenden, fließenden Bach zu werden. Aber wir haben die Schilder, die ihn und einige Mühlen zumindest in unserer Erinnerung halten.