Offener Brief des ADFC MG an die CDU zum geforderten Rückbau der Protected Bike Lane Hohenzollernstraße

Mönchengladbach

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Sehr geehrter Herr Klenner,

sehr geehrter Dr. Christof Wellens,

schockiert haben wir die CDU-Forderung, die Protected Bike Lane auf der Hohenzollernstraße zurückzubauen, zur Kenntnis genommen.
Der Rheinischen Post vom 28.11.2024 war zu entnehmen, dass die CDU Mönchengladbach der Auffassung ist, dass es sinnvollere Alternativen zur Protected Bike Lane gibt und dass die PBL nicht vernünftig an das bestehende Radnetz angeschlossen sei. Diese Einschätzung wundert uns sehr, da der Rat der Stadt Mönchengladbach am 20.12.2017 den Masterplan Nahmobilität (MPN) beschlossen hat. Zu der Zeit war Ihr Parteikollege, Hans Wilhelm Reiners, Oberbürgermeister und der Rat der Stadt bestand zu mehr als 40 % aus Mitgliedern Ihrer Partei.

Im MPN ist die Hohenzollernstraße als Hauptverbindung für das Alltagsnetz des Radverkehrs ausgewiesen. Sie stellt eine wichtige Verbindung zwischen den nordöstlichen Stadtteilen wie Bettrath oder Neuwerk mit der City, dem Bunten Garten, Windberg, dem Westend und dem Borussia-Park dar. Der MPN hat für die Hohenzollernstraße ausdrücklich eine Netzlücke und Handlungsbedarf festgestellt
Die Rheinische Post zitiert Henry Ferl für die CDU mit den Worten: „Andere Bereiche wie die Eickener Straße eignen sich viel besser, um in den Radverkehr zu investieren.“

Er vernachlässigt, dass die Eickener Straße zwar teilweise parallel verläuft, aber an einem völlig anderen Standort des Stadtzentrums endet. Wer zur Hermann-Pique-Anlage will, müsste einen Umweg von einem Kilometer in Kauf nehmen. Außerdem bietet die Eickener Straße nicht annähernd den Platz, um eine vergleichbar gute Fahrradinfrastruktur zu errichten und die Einschränkungen für den KFZ-Verkehr wären ungleich größer, würde man den Anforderungen einer sicheren Radverkehrsführung gerecht werden. Völlig vergessen wird auch, dass die Eickener Straße zum Teil Fußgängerzone ist und die Zahl der Unternehmen, die dort vor Probleme gestellt würden, wäre ungleich größer als an der Hohenzollernstraße.

Auch für zukünftige Projekte, die im MPN skizziert sind, ist die Hohenzollernstraße von entscheidender Bedeutung. Unmittelbar am östlichen Ende ist auf der stillgelegten Bahnhochtrasse die Radschnellverbindung über Willich nach Krefeld geplant.

Dass die Abgrenzungssteine keinen ausreichenden Schutz für Radfahrende darstellen, weil sie so oft unterbrochen seien, stimmt schlicht nicht. An vielen anderen Standorten der Stadt werden Markierungen von Radfahranlagen regelmäßig ignoriert und überfahren. Dieses Verhalten ist auf der Hohenzollernstraße nicht zu beobachten. Die von Kfz umgefahrenen Bischofsmützen und Warnbaken belegen, dass der KFZ-Verkehr ohne die Begrenzungssteine den Radfahrenden zu nahe käme.

Mit dem MPN ist beschlossen worden, dass die Radverkehrsanlagen auf der Hohenzollernstraße vom KFZ-Verkehr getrennt werden soll. Bei keiner der möglichen Führungsformen (auch nicht bei einem Schutzstreifen) wäre ein Erhalt der Vierspurigkeit möglich. Die geltenden Regelwerke lassen dies nicht zu. Auch bei einer Ertüchtigung der maroden Radwege müssten diese verbreitert werden, sodass ebenfalls eine der beiden Fahrspuren wegfiele.

Wir sind erschüttert, dass die CDU Mönchengladbach so rückwärtsgewandte Forderungen stellt. Die 2017 beschlossenen Ziele waren gemäß MPN „ein effizienter Mitteleinsatz im Verkehrsbereich zur Stauvermeidung“ und die „Standortsicherung für die lokale Wirtschaft“. Die damalige GroKo wollte „weniger Verkehrslärm, saubere Luft und mehr Bewegungsfreiheit für die eigenständige Mobilität der Kinder als Maßstab für Lebensqualität“. Wichtig war eine „soziale Stadtentwicklung mit bezahlbarer Mobilität für alle [und] reduzierte Unfallrisiken“. Diese Ziele scheinen der CDU heute „abhandengekommen zu sein“, wenn sie einen Rückbau der Protected Bike Lane auf der Hohenzollernstraße fordert. Ein Rückbau dieser Radfahranlage, die Sicherheit bietet, so dass auch Kinder und wenig erfahrene Radfahrer diese gefahrlos nutzen können, bedeutet Rückentwicklung zur Unfallhäufungsstelle, die die Hohenzollernstraße laut MPN im alten Zustand war. Wir können uns nur schwer vorstellen, dass die CDU-Mönchengladbach das ernsthaft in Kauf nehmen will, oder wie sieht das Ihr OB-Kandidat Christof Wellens als passionierter Fahrradfahrer und Familienvater?

Es vermittelt den Eindruck, dass sich die CDU- mit der Forderung des Rückbaus dem Ruf einer sehr lauten Autofahrer-Klientel beugt. Die PBL Hohenzollernstraße ist eine sinnvolle Umsetzung eines demokratisch beschlossenen und mit hoher Bürgerbeteiligung entwickelten Zukunftsplanes für eine sichere, menschenfreundliche Mobilität in einer modernen, lebenswerten Stadt.

Für den ADFC Mönchengladbach e. V.

Borgard Färber, Vorsitzender       Stephan Terhorst, 2. Vorsitzender

 



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