In vielen Pfarrgemeinden wird das Fest auf Straßen und Plätzen gefeiert. Kirche als „Wanderndes Volk Gottes.“ Eine Pfarrei feiert das Fest auf dem Marktplatz. Nach dem Gottesdienst führt die Prozession zum nahe gelegenen Altenheim. Dort steht zum Abschluss ein Imbiss bereit. Die Bewohner des Heims erleben ein wohltuendes Gemeinschaftsgefühl. Sie gehören dazu.
Dennoch wird zunehmend gefragt, ob das Fest, bei dem eine konsekrierte Hostie, „der Leib des Herrn“, in einer Monstranz durch die Straßen getragen wird, noch seine Berechtigung hat. In nur sechs Bundesländern ist es gesetzlicher Feiertag. Ein „schräger Feiertag“, wird kritisch angemerkt. Also ein Auskaufmodell? Für Dominik Blum, Dozent an einer Katholischen Akademie, passen Prozessionen mit Schützenverein und Blaskapelle im Barock-Dress nicht in unsere Zeit. Fronleichnam brauche ein „Update“. Wir bräuchten „liturgische Utensilien, die das Glaubensverständnis des 21., nicht des 19. Jahrhunderts repräsentieren.“ Man könne am Vorabend ein Mysterienspiel aufführen. Die Blumenteppiche an den Stationen ließen sich von Streetart-Künstlern gestalten. Nach der Prozession könne man Arme und Obdachlose zum gemeinsamen Mahl einladen.
Ob die Anregungen auf positive Resonanz stoßen? Sie berücksichtigen immerhin, dass christliche Feste historisch gewachsen sind und nicht sang- und klanglos einem „Zeitgeist“ zum Opfer fallen dürfen. Neues fördern, Altes nicht ignorieren. Das gelingt nicht auf Anhieb. Alternativ-Modelle sind vorstellbar. In vielen Pfarrverbänden wird darüber nachgedacht.
Kirche und Christentum verlieren im öffentlichen Raum an Einfluss und Bedeutung. Dagegen wehrt sich ein Appell „Nicht austreten, sondern antreten und eintreten für Kirche und Glaube.“ Angesichts der Zuwanderung von Menschen nichtchristlichen Glaubens muss Fronleichnam keine Demonstration dafür sein, „wie schön katholisch ist.“ Es könnte für Glaubende, Anders-Glaubende, Nicht-Glaubende Zeichencharakter haben. „So leben wir.“ „So glauben wir.“ „So tragen wir zum gesellschaftlichen Miteinander bei.“ Wenn das in Formen zum Ausdruck kommt, die den örtlichen und zeitlichen Gegebenheiten entsprechen, würde ein solches Fest immer noch verstanden.
Aus: Peter Josef Dickers, Neue Engel braucht das Land