Von Gänse-Blues und Kaffeehausmusik

Mönchengladbach

Fotos: Georg Beer, ALZ

In der „Villa Leisse“ kamen etwa 150 bedürftige Menschen zur Weihnachtsfeier des Arbeitslosenzentrums zusammen

„Hier sind wir entspannt, hier können wir gut miteinander reden, hier ist der Alltag wie verflogen“: Maxi Deussen (75) und Dirk Peters (59) bringen es auf den Punkt. Als hätten sie sich abgesprochen, formulieren die Tischnachbarn unisono die Antwort auf die Frage „Warum seid Ihr wieder gekommen?“. Deussen und Peters sind quasi Stammgäste der Weihnachtsfeier, die das Gladbacher Arbeitslosenzentrum (ALZ) seit Jahren im Bistro der Städtischen Kliniken Mönchengladbach („Eli“, Rheydt) organisiert. Und das mit viel Aufwand.

Etwa 150 arme Frauen und Männer, einige Kinder, sitzen in der „Villa Leisse“ an reichlich gedeckten Tischen, als ALZ-Leiter Karl Sasserath die große Schar begrüßt. Saft, Wasser, Kaffee, Gebäck, Weckmann, tolle Deko mit Weihnachtsstern – was will man mehr. Und alles bleibt alkoholfrei, was für die meisten kein Problem darstellt.
 
Sasserath heißt auch die „herzlich willkommen“, die die Gäste bedienen. Und bedankt sich bei ihnen. Das sind vor allem Ukrainerinnen, die ohnehin im ALZ zum guten, helfenden Geist geworden sind. Hauptsächlich im Küchenbetrieb. Und es sind PolitikerInnen da und Förderer, Freunde, Sponsoren. So bekommen Monika Bartsch (Tafel Mönchengladbach), Peter Fliege und Michael Meuser (beide von der Wilberz-Stiftung, die wie die Tafel den ALZ-Mittagstisch kräftig unterstützt) viel Applaus. Aber auch Thorsten Celary, Chef des „Eli“. Er sagt, dass „wir das hier gerne machen und damit auch unserer sozialen Verantwortung Ausdruck verleihen.“

Die eigentliche Arbeit aber haben Mark Burbach und Kollegin Uschi Jung. Ihr Küchen-Team sorgt dafür, dass es zum Abschluss der Feier so richtig gut schmeckt – bei Gänsekeule und/oder Wildragout plus Beilagen.

Die Bundestagsabgeordneten Gülistan Yüksel (SPD), Günter Krings (CDU) lassen sich ebenso verwöhnen wie Jochen Klenner, für die CDU im Düsseldorfer Landtag. Gern gesehen ist auch Felix Heinrichs (SPD), unser Oberbürgermeister. Er erinnert daran, dass viele Menschen gerade zu Weihnachten einsam sind und davor Angst haben. „Hier, bei dieser tollen Feier, wird sie ihnen genommen.“ Er wünscht allen eine frohe Weihnacht und ist – später – dann auch schon wieder weg. Termine, Termine.

Die ALZ-Feier ist bekannt für ein gutes Kultur-Programm. Udo Witt (Klavier) und Johanna Brinkmann (Violine) spielen Klassisches, aber auch Kaffeehausmusik. Das sorgt bei den Gästen für wohlfühlende Entspannung. Die Lyrikerin Ulrike Göttlich bringt vorwiegend eigene Gedichte, Texte über Alltägliches und (Nächsten-)Liebe. Neu dabei ist „Die Bänd, Hier geht was“. „Jott und die Welt“ sind musikalisch das Markenzeichen von Arnold Küsters, Stephan Schwiers, Manna Meurer und Dirk Rütten. Beim „Gänse-Blues“ steigt die Freude auf das folgende Festmenü.
 
Immer wieder beliebt ist das gemeinsame, verbindende Singen traditioneller Weihnachtslieder wie „Stille Nacht“ oder „Leise rieselt der Schnee“. Fast ganz still wurde es bei den „weihnachtlichen Botschaften“ der Theologen Dietmar Jung und Manfred Riethdorf. Jung fragte: „Wissen wir noch, wo Weihnachten herkommt?“ Die berührende Geschichte mit der Krippe sei vielen, zu vielen mittlerweile fremd. Riethdorf erinnerte u.a. an den Schriftsteller Saint-Exupéry: Dessen Satz „Man sieht nur mit dem Herzen gut“ sei wie der Schlüssel für eine menschliche Welt. Für eine friedliche Welt.



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