2. Platz beim Heimat-Preis des Kreises Heinsberg 2024

Aus der Region

Landrat Stephan Pusch gratulierte und überreichte den Heimatpreis und die Urkunde an Hermann-Josef Heinen und Dietmar Schmitz vom Historischen Verein Wegberg | Foto: Heinz Eßer

Lob und Anerkennung gab es bei der Verleihung des Preises in Heinsberg für ein Projekt im Bereich Mundartforschung, das gemeinsam von Hermann-Josef Heinen und Dietmar Schmitz sowie in Kooperation mit Sprachwissenschaftlern aus Bonn und Marburg erstellt worden war.

Die beiden Mitglieder des Historischen Vereins hatten es sich zur Aufgabe gemacht, die Grundlage für eine fundierte sprachwissenschaftliche Untersuchung der Mundart im Kreis Heinsberg und darüber hinaus zu schaffen und für Wissenschaftler wie auch interessierte Mundart-Freunde bereit zu stellen.

Mit ihrem Projekt, dem sie schließlich den Namen „Georg Wenker – Berker Wenk-er“ gaben, hatten sie sich beim Heimat-Preis des Kreises Heinsberg beworben. Anfang Dezember wurden sie von der Jury des Heimat-Preises mit dem 2. Platz ausgezeichnet, „für einen außergewöhnlichen Beitrag zur Bewahrung unserer regionalen Identität – und das mit einem Projekt, das weit über die Dokumentation von Sprache hinausgehe“, wie Pusch in seiner Laudatio betonte. „Es bewahrt und fördert einen Teil unserer Kultur, der untrennbar mit unserer Heimat verbunden ist: die Mundart.“

Der Historische Verein Wegberg ist mit seinem monatlichen Mundart-Treff „De Berker Klängerstu’ef“ seit mehr als 20 Jahren im Bereich Mundart aktiv. Was in der Vergangenheit hierbei oft vermisst wurde, war die Möglichkeit, die Unterschiede in der Mundart der einzelnen Orte fundiert zu vergleichen. Mit diesen Überlegungen hatten Mitglieder des Historischen Verein die Sprachabteilung des LVR-Instituts für Landeskunde und Regionalgeschichte in Bonn durch Beteiligung an deren Mundart-Untersuchungen schon seit längerem unterstützt. Hierbei wurden sie auf die Sprachforschungen des Dialektologen Georg Wenker aus den Jahren ab 1876 und seinen „Deutschen Sprachatlas“ aufmerksam. Hierbei handelt es sich um die größte und bislang einzig umfassende Mundart-Forschung im deutschsprachigen Raum. Die hierbei entstandenen mehr als 57.000 Dokumente, die sogenannten „Wenkerbögen“, lagerten fast 140 Jahre in Archiven der Universität Marburg und waren nur Sprachwissenschaftlern zugänglich.

Um die wertvollen historischen Zeugnisse der deutschen Sprache in ihrem vollen Potential nutzen zu können, müssen diese handschriftlich ausgefüllten Wenkerbögen mit ihren 40 bzw. 42 Sätzen transliteriert werden, d.h.die einzelnen Buchstaben der deutschen Kurrentschrift müssen entziffert und diese Daten dann an das Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas (DSA) an der Philipps-Universität Marburg weitergeleitet werden. Leider können heute nicht mehr viele Menschen diese Schrift lesen. Diese Wenkerbögen wurden im März 2022 vom Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas im sogenannten „Wenkerbogen-Katalog“ online gestellt. Im Rahmen von Citizen-Science Projekten versuchten die Sprachwissenschaftler nun, interessierte Laien für eine Transliteration zu gewinnen. Hierzu wurde auch eine Transliterations-App geschaffen, mit der man die transliterierten Sätze hochladen kann.

Im Sommer 2022 hatte der Vorsitzende Hermann-Josef Heinen Kontakt mit dem Forschungszentrum DSA aufgenommen und sich auch persönlich in Marburg beraten lassen. Um weitere Interessierte zu gewinnen, hatte Heinen auf der Website des Historischen Vereins die Mundart-Forschung von Georg Wenker vorgestellt. Unterstützung hierbei fand er bei Verena Krautwald, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte in Bonn und Malin Ostermann vom Germanistischen Institut an der Universität Bonn.

Im Juli 2023 lud der Verein Frau Krautwald zu einem Vortrag über den aktuellen Stand der Wenker-Forschung nach Wegberg ein. Hierbei wurde das Interesse von Dietmar Schmitz geweckt, da er als versierter Ahnenforscher diese Handschriften lesen kann. Er erklärte sich spontan bereit, die vorliegenden Wenkerbögen aus dem heutigen Stadtgebiet Wegberg zu transliterieren und mittels der App des Forschungszentrums DSA hochzuladen.

Damit wollte er sich allerdings nicht begnügen: Es folgte die Bearbeitung der Wenkerbögen aus dem Altkreis Erkelenz und dann aus den Altkreisen Geilenkirchen und Heinsberg, sodass inzwischen alle Schulorte des heutigen Kreises Heinsberg erfasst sind. Darüber hinaus begann Dietmar Schmitz damit, die Schulorte in seinem Heimatort Mönchengladbach und den Orten seiner Vorfahren zu erfassen.
Um die Transliterationsarbeit auch für Mundart-Interessierte in der Region sichtbar und zugänglich zu machen, hat Hermann-Josef Heinen zusätzlich Verzeichnisse auf der Website des Historischen Vereins erstellt. Über interaktive Karten gelangt man in wenigen Schritten zu den historischen handschriftlichen Wenkerbögen sowie zu deren Transliteration. Mehr hierzu findet man unter: historischer-verein-wegberg.de/berker-wenk-er.html

Anlässlich seines 10.000 transliterierten Satzes hat das Forschungszentrum DSA die Arbeit von Dietmar Schmitz mit einer Urkunde gewürdigt. Prof. Dr. Alfred Lameli, Direktor des Forschungszentrums Deutscher Sprachatlas an der Philipps-Universität Marburg schreibt hierzu in seinem Dankesschreiben: „Mit Ihrer Transliterationsarbeit tragen Sie dazu bei, die Dialekterhebungen von Georg Wenker auch für zukünftige Generationen von Forschenden und anderen Interessierten zugänglich zu machen und die Erforschung und den Erhalt des Wissens über historische Dialekte des Deutschen zu fördern und zu bewahren.“

Auf der Website des Historischen Vereins Wegberg ist mittlerweile eine umfängliche Dokumentation zur Wenker-Forschung erstellt worden. Einen Überblick hierzu bietet die Seite https://www.historischer-verein-wegberg.de/mundart-forschung.html.

Mit dem Projekt ist jetzt eine Grundlage für die weitere Erforschung der lokalen Mundart bereitgestellt worden.



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