BachChor Mönchengladbach als Kulturbotschafter der Vitusstadt beim internationalen Bachfest Leipzig 2024

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Fotos: Dr. Stefan Junker

Die Gründung des BachChor Mönchengladbach liegt gerade einmal zweieinhalb Jahre zurück. Entsprechend groß war die Freude, als im Frühjahr 2024 eine Einladung zum Bachfest nach Leipzig kam. Welche Ehre für den noch jungen Chor!

Das Bachfest Leipzig zählt zu den weltweit bedeutendsten internationalen Musikfestivals. In diesem Jahr besuchten annähernd 76.000 Menschen aus 56 Nationen die Veranstaltungen in der Bachstadt. Zum 25. Mal fand das Bachfest im jährlichen Turnus statt. In diesem Jahr stand es unter dem Motto “CHORal TOTAL”. 30 Bach-Chöre aus allen Kontinenten waren zu Gast und trugen zum Leitgedanken bei, der auf den eigens für die teilnehmenden Chöre angefertigten  Chorshirts zu lesen war: “Bach - we are family”! Prof. Michael Maul, Intendant und Motor des Festivals sagt dazu:” Ich bin voller Vorfreude und lade von Herzen jede und jeden nach Leipzig ein, die sich Johann Sebastian Bach verbunden fühlen, sich begeistern lassen möchten – oder sich danach sehnen, ihre Begeisterung mit Gleichgesinnten aus aller Welt zu teilen.”

Für die Motette in der Leipziger Thomaskirche am 14. Juni 2024 hatte sich der Veranstalter ein a cappella Programm gewünscht. A cappella bedeutet: ohne jede instrumentale Begleitung - Chorgesang pur! Nachdem ein israelisches Ensemble aufgrund der politischen Situation im eigenen Land seine Teilnahme absagen musste, erhielt Chordirektorin Stephanie Borkenfeld-Müllers die Anfrage, ob der BachChor Mönchengladbach diese Aufgabe übernehmen könne. Das Vorstandsteam beriet und startete die Anfrage an die Chorgemeinschaft mit dem Ergebnis: wir nehmen teil und gestalten die Motette in der Thomaskirche, an Bachs Wirkungsstätte, an der er von 1723 – 1750 das Amt des Thomaskantors inne hatte. Sein Grab befindet sich seit 1950 im Altarraum der Kirche. Dort sollte der BachChor Mönchengladbach Aufstellung nehmen und musizieren.
 
Für die Fahrt in die 520 Kilometer entfernt liegende Stadt Leipzig wurde ein Reisebus gechartert, der den Chor frühmorgens in die Thomasstadt bringen und am gleichen Tag abends wieder zurückfahren sollte. Das Kulturbüro der Stadt Mönchengladbach erklärte sich freundlicherweise zur Übernahme der Transferkosten bereit.

Als äußeres Zeichen der Zugehörigkeit zur weltweiten BACH-Familie erhielten alle teilnehmenden Chormitglieder bei ihrer Ankunft ein T-Shirt mit dem Aufdruck: “Bach – we are family.” Auf der Rückseite des Shirts ebenso aufgedruckt der Name des Chores, zusammen mit der Ziffer “14”, ein Code, der für den Namen BACH steht. Entsprechend der Nummerierung des Alphabetes ergibt die Summe der Buchstaben B=2, A=1, C=3, H=8, die Zahl 14! Ein unübersehbares Erkennungszeichen für alle Choristen in der Stadt.

Im Vorfeld des Festivals waren die teilnehmenden Bach-Chöre gebeten worden, einen Imagefilm einzureichen, in dem der eigene Chor vorgestellt wird. Oberbürgermeister Felix Heinrichs hatte sich bereit erklärt, an diesem Film mitzuwirken und den BachChor mit begleitenden Worten zu unterstützen. “Ich hoffe, Sie haben viel Vergnügen dabei, zu hören und zu erleben, was aus Mönchengladbach hinaus in die Welt getragen wird” – so OB Heinrichs in seiner Ansprache zum Imagefilm.

Nach zügiger, staufreier, aber regenreicher Fahrt erreichte die Gruppe von Chormitgliedern und Gästen die Stadt Leipzig in der Mittagszeit – und der Regen hörte auf! Welcher Anblick, die Thomaskirche im hellen Sonnenschein zu erleben und eine große Schar von bereits Vorausgereisten, die zum Empfang gekommen waren. Nach einem ersten Fototermin blieb genügend Zeit für erste Eindrücke, ein Mittagessen einzunehmen oder Kaffee in der Sonne zu genießen. Ab 15.30 Uhr war die Thomaskirche für die abschließende Probe des BachChor Mönchengladbach vor Ort reserviert.

Mit großem Respekt und Ehrfurcht versammelte sich der Chor am Grab des größten Komponisten aller Zeiten. Dort Bach-Choräle zu singen war für alle Beteiligten ein intensives Erlebnis. Insbesondere der Choral ‘Komm, süßer Tod’ BWV 478, den der schwedische Komponist Knut Nystedt als Grundlage für eine Vokalimprovisation verwendete. Durch das versetzte Singen von insgesamt 5 vierstimmigen Chören, die den Choral in unterschiedlichen Tonlängen singen, entstehen Cluster und Tongebilde, die eine faszinierende Atmosphäre schaffen. Dies ist dem BachChor eindrucksvoll gelungen, denn in der Thomaskirche herrschte eine innige Stille: “Man hätte eine Stecknadel fallen hören können” – so eine Zuhörerin im Anschluss.

Darüber hinaus sang der BachChor a cappella Motetten von Max Reger und Josef Rheinberger sowie den Schlusschoral aus der Kantate BWV 99 ‘Was Gott tut, das ist wohlgetan’. Zur liturgischen Ordnung der Motette, die in der Tradition gefeiert wurde, wie es zu Bachs Zeiten üblich war, gehören auch entsprechende lateinische Gesänge, die die Herrenschola des Chores im Wechsel mit der Gemeinde anstimmte. Für die Leitung des Gottesdienstes war Pfarrerin Jutta Michael verantwortlich.

Assistenzorganist Ivo Mrvelj leitete in die Motette mit dem Präludium in C-Dur, BWV 547/1, von J.S. Bach ein und gestaltete das Orgelnachspiel mit dem Allegro aus der Fantaisie Es-Dur von Camille Saint-Saëns.

Begeisterter Beifall für alle Beteiligten. “Welch ein Erlebnis” – “Ich bin regelrecht beseelt” – “Wunderschön” – “So ein ergreifendes piano des Chores” – “Das ging unter die Haut”..... waren nur einige Reaktionen der Besucherinnen und Besucher im Anschluss an die Motette.  Ebenso voll des Lobes ein Ehepaar, das eigens aus München angereist war, um den Mönchengladbacher BachChor zu erleben.

Ein Chorfoto an dem im Schatten der Kirche befindlichen Denkmal des Thomaskantors durfte freilich nicht fehlen. “Wir haben die Stadt Mönchengladbach würdig beim Bachfest in Leipzig vertreten” – da sind sich die Sängerinnen und Sänger des BachChor Mönchengladbach einig!

Mit einem Höchstmaß an Motivation geht es nun an die kommenden musikalischen Herausforderungen: ‘Bach trifft Jazz’ – ein Konzert für Chor und Jazztrio am 8. September in der ev. Kirche Odenkirchen sowie die Aufführung des Weihnachtsoratoriums am 3. Advent in der Pfarrkirche St. Anna Windberg. Das Besondere: den Kantaten I-III des Weihnachtsoratoriums wird die Kantate ‘Nun komm der Heiden Heiland’ BWV 62 vorangestellt, die vor 300 Jahren zum ersten Mal in Leipzig erklang. ‘CHORal total’!



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