Der Musiker und Rezitator Wolfgang Wittmann hatte mit seinem neuen Programm „Haste Töne“ die Zuschauerinnen und Zuschauer nach Wegberg gelockt. Wieder einmal trat er in Wegberg als erstem Veranstaltungsort mit seinem jährlich wechselnden Programm auf, Premiere also “Haste Töne“ war auch die erste Frage die Willy Meersmann, der Vorsitzende des Veranstaltenden Kulturrings nach einer Begrüßung an den Künstler richtete. Und nachdem diese Frage mit einigen gezupften Einzelnoten und einem Akkord von Wittmanns Gitarre beantwortet wurde, hieß die nächste Frage: „Haste auch 'nen Song?“ und das Programm begann mit dem weltbekannten Lied „Lilli Marleen“. Wittmann erzählte über dieses deutsche, weltbekannte Liebeslied, das nach Aussage seines Texters Hans Leip kein Soldatenlied sei. Geschichte, Bedeutung und Verbreitung des „Schlagers“ waren einzigartig und Wittmann vergaß nicht, mit Lale Andersen die berühmteste Interpretin zu nennen.
Ein Potpourri aus Liedern, Gedichten und Texten folgte. Von einem leidgeprüften Klavierschüler, der von seiner Lehrerin nur unter Protest zum Instrument gebracht wurde, leitete er über zu seinen eigenen musikalischen Wurzeln. Von der Garagenband in Köln mit Vaters Wandergitarre bis zur gewonnenen deutschen Beatmeisterschaft. Aus Köln hörte das amüsierte Publikum auch ein erstes Beispiel von politischem Einfluss auf den Spielplan der Oper: Konrad Adenauer selbst wollte die Aufführung einer Oper verbieten lassen.
Was ein geiler Gitarrenriff ist, demonstrierte er an mehreren gekonnten Beispielen und nach einer Bildbeschreibung, die eher einer verlebten, alten Vettel galt, sollten die mitgehenden Zuschauer den Meister der Gitarre Keith Richard erkennen. Immer wieder flocht er in seinen Texten den Bezug zum aktuellen Geschehen ein. Unter dem Begriff Mee-too erinnerte er an die Rekrutierung und Zuführung von Mädchen für die Künstler nach dem Auftritt, erwähnte aber auch, dass dies von ehrgeizigen Müttern wohl schon bei Roy Black der Fall gewesen sei. Bei einem Vergleich mit nationalsozialistischen Verhältnissen zu einer heutigen Partei erhielt Wittmann spontanen Applaus.
Immer größer wird sein Bekanntheitsgrad, der zahlreiche Gäste auch aus dem entfernteren Umland anzog. Insbesondere zu nennen wäre hier Karin Kulmer, die Witwe des größten deutschen Rezitators der letzten Jahrzehnte, Lutz Görner. Gerne bezeichnet sich Wolfgang Wittmann auch als Schüler von Lutz Görner, und so nahm er als Akteur auf der Bühne auch vor einigen Wochen an der Feier zum Gedenken an Görner teil, die in Bergisch Gladbach vor 500 Zuschauern stattfand.
In der Pause war der intensive Austausch vieler Gäste zu spüren.
Den Abschluss bildete dann Marika Rökk, die Wittmann nicht ohne ihre Nähe zum „Führer“ erwähnte, und das Publikum durfte noch einmal Schlager aus der Zeit hören und dabei gerne auch mitsingen. Dieser Aufforderung kamen die Gäste spontan und in großer Zahl nach und der lange und intensive Applaus zeigte, wie gut und besonders es ihnen gefallen hatte. Der Kulturring Wegberg bedankte sich anschließend noch mit einer Flasche von Wittmanns Lieblingsgetränk.
Info:
Nach dem großen Erfolg mit seinem ersten Programmpunkt des Jahres 2025 gibt der Kulturring Wegberg auch seine übrigen Aktionen in 2025 bekannt:
- 28. März, Jazz: Svenja Schmidt & Trio, Soul, Funk, Motown Hits
- 23. Mai Jazz: Trio Indigo feat. Charlotte Illinger
- verschoben auf 5. Juli: Fahrt zur Kunst, Marc Chagall, Museum K20, Düsseldorf
- 25. bis 27.09.: Literaturtage Wegberg
- 31. Oktober Jazz: Matthias Strucken, Vibraphon
- Zusätzlich noch eine "Fahrt zur Kunst" im Herbst