Hätten Sie es gewusst?

Odenkirchen

Fenster Chorumgang Grabeskirche St. Josef, 1956 geschaffen von Marianne Hilgers | Foto: Gero Müllers

Der Tag des offenen Denkmals fand am 8. September statt. Lange vorbei werden Sie denken. Dennoch kommen wir noch einmal darauf zurück.

Erstmals in der Geschichte des Tags des offenen Denkmals widmete sich die Untere Denkmalbehörde der Stadt Mönchengladbach dem Thema "Moderne Glasmalerei".

Im Rahmen einer Publikation zu diesem Tag, veröffentlichte die untere Denkmalbehörde unter dem Thema "Kostbarkeiten aus Licht und Farbe" eine Vorstellung der Odenkirchener Glasmalerin Marianne Hilgers. Verfasser dieser Ausführungen ist Dr. Reinhard Köpf. Er schreibt zu Marianne Hilgers:

"Leicht ließe sich der Eindruck gewinnen, die moderne Glasmalerei sei eine rein männliche Domäne. Zu dieser Einschätzung gelangt, wer sich vor allem von der medialen Wahrnehmung leiten lässt. Gemessen am Bestand ist sicher ein Übergewicht an männlichen Künstlern zu verzeichnen, gleichwohl hatten und haben weibliche Künstlerinnen einen wichtigen Anteil an der Entwicklung der modernen Glasmalerei. Allein eine größere Öffentlichkeit oder ganz zu schweigen von der Forschung hat sich bisher noch nie intensiver mit dem Thema beschäftigt. Ein Überblick fehlt genauso wie monographische Arbeiten zu Glasmalerinnen der Moderne (abgesehen von vereinzelten Ausnahmen), die eine Gegenüberstellung in Sachen Qualitätsmaßstab mit ihren zu Unrecht bekannteren männlichen Künstlerkollegen in jedem Fall nicht zu scheuen brauchen.

Nicht nur aus diesem Grund ist es ein glücklicher Umstand in unserem Kontext auf die 1931 in Mönchengladbach-Odenkirchen geborene Marianne Hilgers aufmerksam zu machen, die als eine der wichtigsten weiblichen Vertreterinnen der modernen Glasmalerei im Rheinland und überhaupt in Mönchengladbach genannt werden muss.

Hilgers, die ein wenig früher aber doch fast zeitgleich mit Joachim Klos ihre Ausbildung von 1949 bis 1953 an der Krefelder Werkkunstschule bei Gustav Fünders absolvierte, beginnt bereits Mitte der 1950er Jahre ihre freischaffende Tätigkeit als Glasmalerin. Bemerkenswert schnell löst sie sich von den stilistischen Zwängen, die mitunter das Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler bestimmen.

Sie entwickelt in den 1960er Jahren eine abstrahierende Bildsprache, die sie innerhalb der Gattung nicht nur in der klassischen Technik der Bleiverglasung, etwa in den figürlich gestalteten Chorfenstern von St. Josef in Rheydt (1961), sondern auch als Betonglasfenster, wie in der Taufkapelle von St. Franziskus in Rheydt (1974), anwendet. In St. Josef  findet sich übrigens mit 45 Fenstern der umfangreichste Auftrag, den Hilgers in Mönchengladbach realisiert hat. Hier zeigt sich auch ihr Talent für Ornamentfenster, die sie in zeittypischer Formensprache Ende der 1950er Jahre (Nierentisch) umsetzt.

Marianne Hilgers nahm zahlreiche Ausstellungsgelegenheiten wahr, die ihr Werk mit Beispielen in ganz Nordrhein-Westfalen, von Hennef bis Krefeld, von Goch bis Dortmund, bekannt machten. Ein Werkverzeichnis listet über 650 Arbeiten auf, sowohl im sakralen wie auch im profanen Bereich.

Ein besonders interessantes Werk für eine profane Glasmalerei ist das mehrbahnige Fenster für den Ratssaal des historischen Rathauses Rheydt aus dem Jahr 1973. Hier lotet sie neben der durchaus schwierig zu handhabenden Verwendung großer Glasscherben vor allem die Möglichkeit aus, Lichtbrechungen und Lichteffekte zu erzeugen, indem sie einzelne Scherben in die horizontale kippte."



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