Demokratisches Sprechen in polarisierten Zeiten

Rheydt

Benjamin Bäumer, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Germanistischen Seminar und Vorstand der Akademie für Partizipative Kommunikation | Fotos: Werner Erkens

Bereits am 9. Januar lud DER PARITÄTISCHE Mönchengladbach zu seinem traditionellen Neujahrsgespräch ein.

Unter den zahlreichen Gästen war auch Oberbürgermeister Felix Heinrichs. Der war auch gleich im Thema Sprache: "Manchmal stelle ich mir die Frage: darf ich das überhaupt noch sagen? Mittlerweile weiß ich nicht mehr, ob ich darüber reden darf, dass Inklusion wichtig ist. Mittlerweile weiß ich nicht mehr, ob das so richtig ist wenn ich sage, dass wir Geflüchteten Chancen geben sollten. Mittlerweile weiß ich nicht mehr, ob es mehrheitsfähig ist, wenn man versucht geschlechtersensibel zu formulieren. Aber wir sollten uns in die Hand versprechen, dass es schon gut wäre, an solchen gesellschaftspolitischen Fortschritten nicht mehr vorbeizukommen!"

Sebastian Dreyer, in Giesenkirchen aufgewachsen und neuer Sozialdezernent dieser Stadt, appellierte an die Gäste: "Lassen Sie uns miteinander und nicht übereinander reden. Wir müssen auch andere Meinungen und Andersartigkeit akzeptieren und den Dialog auch dort suchen, wo Vorurteile bestehen. Lassen Sie uns den Blick auf die Stärken unserer Gesellschaft und unserer Stadt richten und nicht unser Land und unsere Stadt schlechtreden. Lassen sie uns Hände reichen, wo uns Argwohn und Misstrauen entgegenschlagen. Und lassen sie uns vor allem verhindern, dass die die Armen gegen die Ärmsten ausgespielt werden."

Gastgeber Marko Jansen, Geschäftsführer des Paritätischen, führte in das Thema ein und fragte: "Wie können wir demokratisch kommunizieren? Um die Zusammenhänge besser zu verstehen, haben wir Benjamin Bäumer von der Universität Siegen eingeladen. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Germanistischen Seminar und Vorstand der Akademie für Partizipative Kommunikation. In seinem Vortrag beleuchtet er aus sprachwissenschaftlicher Sicht, wie Sprache zurzeit polarisierend eingesetzt wird – und wie sich das erklären lässt. Auf Basis der aktuellen Forschung formuliert er Anregungen, wie demokratisches Sprechen in polarisierten Zeiten gelingen kann."

Benjamin Bäumer formuliert klar: Es macht einen Unterschied wie wir miteinander sprechen. Sprache im öffentlichen Raum ist eine Positionsanzeige. Es macht schon einen Unterschied, wie ich formuliere: FLÜCHTLINGE oder GEFLÜCHTETE.

Es gibt ein diskursives (Schlacht)Feld, in dem es Freunde, Gegner und Feinde gibt. Feinde spielen in normalen Zeiten keine große Rolle. In unserer heutigen Zeit verschieben sich jedoch die Grenzen. Die Gegner geraten schnell in den Verdacht Feinde zu sein. Siehe hierzu auch das Schaubild in der Bildgalerie.

Sprachliche Konflikte seien oft auch Ausdruck sozialer Konflikte. Entschleunigung von Sprache sei wichtig. Oft reicht Zuhören schon. Zuhören ist auch Wertschätzung.

Nach den Ausführungen von Benjamin Bäumer entstand noch ein guter Dialog mit dem Referenten. Das Thema hatte bei den Gästen absolut getroffen. Der Neujahrsempfang klang mit guten Gesprächen aus.

Mehr zum Referenten unter www.diskursiv-online.de.

 



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